Freitag, 20. September 2013

Krankenhausbericht die Rückverlegung

Ich beschrieb die davorige OP und den Krankenhausaufenthalt hier schon, falls ihr nicht auf dem laufenden seit.
Darunter kündigte ich den Lästerbericht an, den findet ihr hier!


So nun stand exakt 6 Wochen nachdem das Stoma (künstlicher Ausgang) angelegt wurde, die Rückverlegung statt. Vorab, ich wollte es so früh haben, zum einen weil mein Stoma fast permanent weh tat, zum anderen weil ich kaum etwas anziehen konnte, immerhin drückten Rockbünde und Hosenbünde immer direkt auf den Ausgang, was noch mehr weh tat uuuuuuuund, weil meine Darm OP am Geburtstag meiner Schwester war und ich meinte, dann muss doch uuunbedingt die Rückverlegung an meinem Geburtstag sein, aber das klappte nicht ganz.

An meinem Geburtstag musste ich für die Voruntersuchungen ins Krankenhaus (ich feiere selten meinen Geburtstag, weil meine Tochter zwei Tage vorher hat, mein Mann einige Tage später und dazwischen haben wir noch den Kennenlerntag und Hochzeitstag, einfach zu viel!)

So also im Krankenhaus angekommen musste ich vor der Station warten, bis das Patienten-Management mich registriert hat und so weiter, dabei sah mich schon eine Krankenschwester die ich noch kannte und meinte, sie mache mir direkt ein Bett fertig. Ein Wink des Schicksals, denn ich kam zu den besten Patientinnen die ich mir vorstellen konnte!

Wir verstanden uns super, lachten viel, hatten richtig Spaß und das tat gut :)

Die Voruntersuchungen liefen gut und ich hatte keine Angst vor der OP, obwohl sie das erste mal durch einen anderen Arzt ausgeführt wurde, aber hey, so eine Rückverlegung ist pille palle!

Man nimmt den Dünndarm der raus schaut, schneidet ihn einmal durch, klammert ihn wieder ordentlich zusammen, steckt alles zurück in den Bauch, schließe die Bauchmuskeln ein wenig, lasse ein Loch in der Bauchhaut, so dass das Fleisch laaaaaaangsam nach oben bis zur Bauchhaut zusammen wachsen kann, fertig!

Einfach oder?

Tag der OP, ich war total entspannt, musste leider etwas länger warten als vorgesehen, nahm dann aber meine Beruhingungstablette und befand mich gegen 13 Uhr im OP Bereich.

Hier lief es etwas anders als sonst.
Der Anästhesist sah meine Penicillinallergie, ne moment anders. Am Tag vorher hatte ich das Anästhesie Gespräch und im Leverkusener Klinikum machen immer verschiedene Ärzte alles, also Vorgespräche machen andere, die OP andere, die Visiten morgens wechseln extrem, hat man Pech sieht man täglich andere... schrecklich! Also ok, beim Anästhesie Vorgespräch sprachen wir natürlich über meine Penicillinallergie und die Ärztin meinte, wir machen es wie bisher, ging ja alles gut, also machen wir es so weiter, fertig!

Im OP selber sprach mich der Anästhesist auf meine Penicillinallergie an und ob ich schon mal andere Mittel getestet habe. Er nannte zwei, ich kann mir keine Namen merken, aber den Wortklang, jedenfalls erklärte ich, ich teste nicht herum, ich weiß ja das ich die Allergie habe.

Normalerweise wird einem erklärt was gemacht wird, also wann das Betäubungsmittel gespritzt wird und das man müde wird, diesmal nicht! Die Ärzte und das OP Personal sprachen nicht weiter mit mir und ich sah selber das die Narkose mir schon gespritzt wird, während die Leute mir den Rücken zu drehten und sich weiter miteinander unterhielten. Toll oder?  Da fühlt man sich ja super aufgehoben und geborgen *Kopf schüttel*

Eigentlich sollte ich auf dem Zimmer wach werden, aber Fehlanzeige, ich war auf der Aufwachstation, zwei Zugänge im Arm, ein Aterienzugang im anderen, am EKG Gerät angeschlossen, die volle Überwachung, da lief doch was falsch!

Mein Mann war auch nicht da, aber ich hatte nicht für die Aufwachstation gepackt, also auch kein Handy.
Als ich eine Schwester sah, fragte ich wo mein Mann sei, sie meinte sie kann ihn nicht anrufen, denn sie habe keine Zeit, das war gegen 16 Uhr, um 17 Uhr nochmal, um 18 Uhr auch, derweil hatte ich wenigstens heraus bekommen das ich einen anaphylaktischen Schock hatte, aber nichts schlimmes, alles super und das man bei mir nicht durch das Loch vom künstlichen Ausgang die OP machen konnte, sondern nochmal den Bauchschnitt aufschneiden musste. Ich war geschockt! Das lag daran, dass in den 6 Wochen in denen ich das Stoma hatte, rund herum alles verwachsen wurde, daher auch die starken Schmerzen die mir vom betreuendem Sanitätshaus als psychosomatisch abgetan wurden, blöde Kühe!

Um 19 Uhr fragte ich nach meinen Sachen, aber mir war klar das mein Handy nicht dabei sein konnte, ich hatte es in einer Socke im Schrank versteckt, aber ne mal im ernst, ich hatte fast Pipi in den Augen, mein Handy war dabei!!! Meine tollen  Damen aus dem Zimmer hatten ja mitbekommen worin mein Handy war und hatten gesagt es muss mit auf die Aufwachstation, meine Rettung!!!

Ich rief meinen Mann an der schon sehr besorgt war, er hatte seit 14 Uhr in der Information angerufen wo ich sei und immer wieder hieß es nur, das wisse keiner, Service pur, zumal  ich die operierende Ärztin gebeten hatte ihn anzurufen!!!! Die behauptete später ich habe nichts gesagt, meine zwei Zimmergenossinen sagten aber auch, dass ich es sehr wohl morgens bei der Visite gesagt hatte!!!

So weit, so gut, mein Mann machte sich große Sorgen wegen dem anaphylaktischen Schock und weil er mich so lange nicht erreichen konnte, aber wir dachten ja es wird nun alles gut.

Am darauf folgenden Morgen erfuhr ich was wirklich meine allergische Reaktion war, mein Herz begann zu rasen, mein Kreislauf war im Keller und es gab Probleme das in den Griff zu bekommen, super oder?
Dabei wurde mir bewusst, man kann selbst bei so kleinen OP´s sterben und es selber verpassen, schrecklich :(

Ich kam dann am gleichen Tag auf die normale Station und fühlte mich schon gut, begann herum zu laufen,alles war super. Normalerweise bleibt man eine Woche im Krankenhaus, aber sonst kam ich auch immer früher raus. Am nächsten Tag, (Freitag) lief ich auch herum, alles super, ich hatte Besuch und alles, fühlte mich wohl, bekam super Schmerzmittel, prima!
Nachmittags war es nicht mehr so dolle, ich bekam Blutungen, nicht sooo dolle, aber leider mit frischem Blut. Nicht meine Nähte bluteten, sondern wenn ich aufs Klo ging und in der Nacht wurde es richtig schlimm, ich musste auf den Klostuhl gehen damit man kontrollieren kann, wieviel Blut ich verliere und so ein Klostuhl hat einen Eimer drunter den ich mehrere Finger breit mit dunkelroter Flüssigkeit füllen konnte pro Klogang, sogar die Nachtschwester bekam Angst und rief einen Arzt.
Zwischendurch schlief ich ein, wachte in einer Blutlache auf, das halbe Bett war voll. Ich musste ein OP Hemdchen anziehen, weil ich vielleicht not operiert werden sollte. Mir wurde Blut abgenommen um zu sehen wieviel ich verloren habe und um einen Überblick zu bekommen. Es wurden Blutkonserven bereit gelegt und ich wurde ständig kontrolliert.
Samstag morgen kam endlich mein sonst operierender Arzt (mit zwei anderen im Schlepptau) um zu sehen was los war und drohte, wenn ich bis zum Nachmittag nicht aufhöre zu bluten, werde ich nochmal operiert. Bis dahin hatte ich die Hälfte meines Blutes verloren, mir ging es sehr schlecht, ich konnte nicht mehr alleine aufstehen und alle machten sich riesen Sorgen. Ich wurde mind. einmal die Stunde kontrolliert und siehe da, im Laufe des mittags hörte ich auf zu bluten!
Permanent stand zur Diskussion ob ich die Transvusionen bekommen solle oder nicht. Mein Arzt kam mit einem mobilen Ultraschallgerät und schaute ob ich Blut im Bauchraum habe, aber fand nichts, wenigstens etwas!

Ich meinte noch trocken zu ihm: "Sehen Sie mal, kaum operieren Sie  mich nicht, geht alles schief!"

In der darauf folgenden Woche musste ich mehrere Tage nur liegen und  mich erholen bzw nicht einmal das, sondern darauf achten das mein Kreislauf nicht schlapp macht und ich doch noch eine Blutkonserve brauche.
Nach einer Woche war mein Blutwert noch immer nicht wirklich sooo viel gestiegen, nur  minimal.

Also mal zur Info, im Normalfall habe ich einen HB Wert (HämoglobinWert) von  14 vor der OP, nach der OP war es nur etwas weniger, nach den Blutungen fiel er auf 7,3 und als er etwas höher wurde, war ich so bei 8,4 aber dann bekam ich am Wochenende (nur zur Erinnerung, da war ich schon länger als eineinhalb Wochen im Krankenhaus) leichte tröpfchenweise Blutungen, nochmal sackte der HB Wert auf 7,6 ab und dennoch wurde ich den Montag  ( nun fehlte nur noch ein Tag bis ich zwei Wochen im Krankenhaus lag) entlassen mit einem HB Wert von 7,9, also viel zu wenig.

Ach so zwischendurch, ich kam nach der OP leider in ein anderes Zimmer, aber nach einigen Tagen konnte ich die Schwestern überreden mich wieder in mein erstes Zimmer zu verfrachten und wir hatten viel Spaß! Zwar war die eine Dame schon wieder Daheim, aber dafür war eine andere sehr lustige neu dazu gekommen und wir haben eine richtige Mädchenclique gebildet, so dass sich zb die Schwestern Sorgen um die Nachtruhe machten und wir total bekloppte Ideen hatten.
Am Ende hatten wir zb überall aufklebe Tattoos, weil wir uns gerne Kinderwundertüten kauften, oder machten nachts Kaffeeklatsch, weil es Automaten mit Kuchen und Kaffee gibt. Jedenfalls haben wir auch weiterhin viele Pläne miteinander *strahl*

Wegen dem anaphylaktischen Schock, der Arzt testete ein Antibiotikum das dafür bekannt ist eine Kreuzallergie mit Penicillin auszulösen, also das heißt, es ist bekannt das viele die eine Penicillinallergie haben, auch eine Allergie gegen dieses Mittel haben. Toll, wenn einem davor gesagt wurde: "Wir machen es wie bisher, da passierte nichts!" und auf einmal ein OP Trottel auf die Idee kommt: "Ach wir schauen mal ob sie eine Allergie gegen das Mittel  hat, wo bekannt ist das man es nicht verträgt mit der Allergie, juchu!"

Mein Fazit, für Kleinigkeiten gehe ich weiterhin ins Leverkusener Klinikum, weil ich so nah dran wohne, aber OP´s sind dort lebensgefährlich, bei einem solchen Anästhesisten. Mein Mann wurde nicht benachrichtigt, weder von der Ärztin wie sonst üblich und abgesprochen, noch von den Krankenschwestern, noch an der Information wo mein Mann anrief.

Die Ärzte wechseln öfter als andere ihre Unterwäsche, keiner weiß dann genau was vom Krankenblatt, also sind Fehler vorprogrammiert, die Schwestern vergessen ständig Medikamente,wenn man selber nicht im Kopf hat was man braucht, fehlt ständig etwas, wie bei mir, ich bekam zb über eine Woche 2 Tabletten zu wenig, es fiel  keinem auf...

Ich war gestern zur Blutkontrolle da, in den 48h ist mein HB Wert um 0,4 gestiegen, also gestern auf 8,3 und als ich 30min langsam mit meinem Hund spazieren ging, bin ich fast umgekippt, weil es zu fiel war oder auch als ich meine Freundin an der Bushaltestelle traf und wir noch etwas quatschten, nach 15min begannen schon meine Hände zu zittern.

Ich fühle mich wie 180 und liege fast nur herum, es ist schlimm.
Naja wenigstens blute ich nicht mehr, aber mir wurde schon gesagt, bis ich so fit wie vorher bin, brauche ich Monate, nur zur Erinnerung, ich wurde gerade 32 :(

Aber ich möchte gerne auch den Vorteil erwähnen!
Vor den OP´s hatte ich 12cm Restdickdarm, nun ohne den Restdickdarm mit einem Dünndarmsack verdaue ich sogar jetzt schon besser als vorher, kann unterscheiden wann ich pupsen muss und wann mehr kommen würde, das konnte ich vorher garnicht und ich habe schon den Eindruck das es besser läuft, als mit dem Dickdarm, also finde ich die Entscheidung für die OP richtig und soweit nun nichts dazwischen kommt, geht es mir so besser!