Mittwoch, 27. November 2024

Buchvorstellung: Und es schmilzt

 Herzlich Willkommen zurück! Ich hoffe Dir erging es in der Zwischenzeit gut und Du hast den Kopf ein wenig frei für eine kleine Alltagspause.

Im Moment spiele ich gerne mit ChatGPT herum und seit man damit Bilder machen kann, kenne ich keinen Halt mehr!


Was der Eisklotz da wohl für einen Tee trinkt? Immerhin ist außen eine Eisschicht und trotzdem dampft er noch heiß.

Wie auch immer, vielleicht magst Du ja eine Tasse davon abhaben? 

Starten wir nun aber in das Buch. Es war kürzlich beim Kindle Deal und wenn es nicht gerade ein Sachbuch ist, oder eines, was ich uuuuunbedingt lesen möchte, dann schaue ich gerne bei Spotify, ob es das dort als Hörbuch gibt.

Seit der Coronazeit, als ich nicht mehr ins Fitnessstudio gehen wollte, gönne ich mir ein Spotify Abo, weil sich meine Yoga App damit verknüpfen ließ und noch mit vielen anderen Apps verbinden lässt. Ich weiß also nicht, ob jeder auch Hörbücher hören kann, bei Spotify, aber es ist eine gute Alternative zu Audible. Das benutze ich auch noch, jedoch immer mit einer dreimonatigen Pause zwischen den Guthaben und selbst dann habe ich oft keine Idee, was ich mit dem Guthaben kaufen soll.

Egal!

Also das Buch "Und es schmilzt" war im Angebot und das Cover machte mich darauf aufmerksam. Schönes Bild :)

Dann las ich direkt: "Ein Buch, das alles gibt und alles verlangt."

Wow! Toller Satz!

Ich liebe ja Bücher mit guter Sprache, bei denen man sich manche Sätze gerne mehrfach durchliest und darüber schwelgt, wie schön sie klingen, oder wie tief sie gehen, oder was für wunderschöne alte Wörter darin enthalten sind, je nachdem eben.

"Ein Buch, das alles gibt und alles verlangt."

Darunter konnte ich mir wenig vorstellen und ich lese ungerne andere Rezensionen, weil sie oft zu viel verraten. Darauf achte ich hier ja immer sehr. Nicht viel vom Inhalt preisgeben, damit man es wirklich noch gerne liest. Wenn ich schon die ersten 80 Seiten oder so aus der Rezension kenne, mag ich es nicht mehr.

Ich bin wirklich kein Fan von der neuen Triggerwarnungsflut. Überall sieht, liest und hört man Triggerwarnungen. Bei jedem Furz. Hier fehlt sie mir und das will was heißen!

Ich finde allgemein, dass man warnen sollte, wenn es um Sexualität von Kindern und Jugendlichen geht. Das ist ein schwieriges Thema, auch wenn man nicht traumatisiert ist, einfach weil es unangenehm ist. Die Sexualität von jungen Menschen geht keinen was an und selbst wenn es erdachte Situationen und Personen sind, ist man beim Lesen voll drin und empfindet es mit. 

Schwierig.

Hätte ich es mit dem Wissen trotzdem gelesen? Kann ich jetzt auch nicht mehr sagen.

Was ich weiß ist, dass ich begann es zu hören und ich mag übrigens die Stimme der Leserin sehr gerne, musste ich es ein paar mal von vorne starten.

Es gibt Hörbücher, die kann man nebenbei hören, ohne etwas zu verpassen. Die hört man einfach runter, während man kocht, staubsaugt und die Wohnung feudelt. Dieses nicht, finde ich. 

Ich war also direkt von der Qualität positiv überrascht und hörte es später an, als ich wirklich den Kopf und die Zeit dafür hatte.

In dem Buch geht es um Eva, ihre zwei besten Freunde, ihre Familie und so vieles mehr!

Mit seinen etwa 500 Seiten ist genug Platz für viele Menschen und viele Jahre.

Wir starten quasi von Geburt an, bis sie erwachsen ist. Immer wieder in Rückblicken, sind wir jedoch eigentlich in der Jetztzeit bei einer erwachsenen Eva, die aber wenig Platz im Buch einnimmt. Hauptsächlich befinden wir uns in ihrer Jugend.

Ihre Freundschaft zu den Jungs, Pim und Laurens, ist ihr Lebensinhalt zu dem Zeitpunkt und von den anderen Kindern wird sie weder als Junge, noch als Mädchen gesehen. Jungs sehen sie als Mädchen, Mädchen als Junge und so hat sie eben hauptsächlich ihre beiden Freunde. 

Ihre Familie ist ziemlich gestört, bis auf ihren Bruder. Mutter Alkoholikerin, Vater schwurbelig und etwas lebensmüde und ihre kleine Schwester, die Tesje heißt, was eine Verkleinerung, Verniedlichung von Thessa ist, wird gefühlt von allen übergangen und steckt es sehr schlecht weg. Ihr Name ist quasi Programm. Verkleinert bis zur Unsichtbarkeit. 

Das Buch beginnt eher mit einem Überblick der Menschen, stellt sie durch Alltagsgeschichten vor und man durchlebt ihre Entwicklungen. Man versteht sie, kann sie einschätzen, mag sie und geht mit ihnen gemeinsam einen Weg, ohne zu wissen, wohin alles führt. 

Es macht wirklich Spaß der bezaubernden Stimme zuzuhören und es liest sich wie ein Tagebuch. Sehr realistisch und man vergisst irgendwann, dass es keine realen Charakter sind, sondern erfundene. Alles hätte so passieren können. Ich denke nicht, dass es jemanden gewundert hätte und das macht es so viel schwerer erträglich, wenn sich später alles in eine neue Richtung entwickelt, sobald die Hormone ins Spiel kommen. 

Wie ein Autounfall, bei dem man nicht wegsehen kann, lauscht man gedanklich mit offenem Mund, staunt und will Eva einfach nur beschützen.

Das Buch ist sehr intensiv. Man kann leicht einige Tränen vergießen und ist tief erschüttert. Ich hatte das Gefühl, dass da draußen irgendwer so ein Leben führen muss. Vielleicht nicht exakt so, aber doch sehr ähnlich und das macht zusätzlich traurig.

Bei den Anita Blake (eine Vampirjägerin) Büchern las ich mal einen wertvollen Gedanken. Dabei ging es darum, dass ein sehr lieber Mensch unter übelste Qualen sterben musste und sie nur zusehen konnte. Sie war nicht in der Lage zu helfen und schaute voller Mitgefühl und litt mit. Später sagte sie sinngemäß: "So lange er in der Lage ist, die Schmerzen zu ertragen, muss ich stark genug sein, um zusehen zu können. Das schuldete ich ihm."

Solange jemand in der Lage ist, das Leid zu ertragen, muss ich stark genug sein können, um nicht wegzuschauen, um hinzusehen, damit die Person nicht alleine sein muss.

Ähnlich empfand ich das Hören. Schwer erträglich, voller Mitgefühl.

Man sollte mental stabil sein, wenn man es liest und keine Probleme mit Sexualität haben und die beginnt eben schon im Kindesalter, in diesem Buch.

Ich kann keine Leseempfehlung geben. Also weder dafür noch dagegen. 

Es ist ein wirklich gutes Buch! Tolle Sprache, spannend geschrieben, mega Persönlichkeiten! Und so viel Leid. So viele Opfer. So viele intensive Gefühle!

Das Buch ist wie eine Ohrfeige. Man fühlt sich hinterher schwerer. Es lässt einen anders zurück. Man denkt noch oft darüber nach. Man ist passiver Leser, kann nichts ändern und fühlt sich hilflos. 

Wenn es in einem Buch um wahre Gefühle geht, darum geht, dass man mitfühlt, mitleidet und voll drin ist, dann ist es ein nahezu perfektes Buch. Wenn man es aushält und erträgt.

Zu keinem Zeitpunkt zog es sich wie Kaugummi. Anfangs ist es eher wie eine wohlige Welt, in die man reinschauen darf und wenn man sich schon wohl fühlt und alle Protagonisten mag, beginnt das Unheil seinen Lauf zu nehmen und keiner bleibt verschont.

Ich denke, man kann es kurz damit beschreiben, dass es ein wichtiges Buch ist. Aber auch, dass es nicht für jeden geeignet ist. Wobei man das vorher nicht wissen kann und dann ist es zu spät, wenn man weit genug gelesen hat und man muss es fertig lesen, mit all seinen Konsequenzen.

Und danach ist man ein Stückchen anders als vorher. 

Dienstag, 19. November 2024

Kreative Phase

 Hallo und schön, dass Du mal wieder rein schaust.

Heidewitzka! Hier ist es zugestaubt.

Ständig gelobe ich Besserung und schreibe dann doch wieder wochenlang nichts, aber gut, das hat ja auch immer Gründe.

Setz Dich erst einmal entspannt hin, gönn Dir eine schöne Pumpkin Spice Latte (P.S. bei Starbucks gibt es sogar vegane Sahne!) und mach es Dir gemütlich! Das passiert viel zu selten im Leben, dass man es sich bewusst bequem macht und genießt.

Ich hatte länger nicht gezeichnet/gemalt und das hatte auch einen Grund, bzw. ganz viele.

Wenn man etwas zeichnet oder malt, zeigt man irgendwie etwas von sich innen drin, wie wenn man singt oder schauspielert oder ähnliche Dinge macht.

Wenn ich stricke oder häkle, dann sieht das Endergebnis, im idealen Fall, ziemlich gleich aus, wie all die anderen schönen Stücke, die nach derselben Anleitung gefertigt wurden, außer dass sie vielleicht andere Farben oder Wolle benutzt haben.

Wenn man malt und zeichnet, dann hat es immer einen persönlichen Touch, dann ist da immer was eigenes mit drin, außer vielleicht, wenn man super gut kopieren kann, jedoch denke ich nicht, dass das das Ziel ist.

Zu Beginn stelle ich mir also vor, wie das Endergebnis aussehen soll.

Wenn man schon ein wenig Erfahrung hat, weiß man, dass es doch immer ein kleines bisschen anders wird. Man stellt sich also grob etwas vor, wie es bitte aussehen soll und wenn man sich dann dran setzt und es nicht so gut hinbekommt, womöglich sogar hässlich findet, dann möchte man es verstecken, so dass es keiner zu Gesicht bekommt und keiner mitbekommt, wie unfähig man war, statt vielleicht lachend und scherzend seinen Liebsten zu zeigen, was man produziert hat, um gemeinsam zu besprechen was gut dran ist, was man hätte anders machen können.

Also bei mir ist es jedenfalls so, dass ich mich fürchterlich ärgere, wenn es nicht wie gewollt ist und es schnell verschwinden lassen möchte.

Das hat mich mental so eingeschränkt, dass ich in meinem Kopf ein Konzept begonnen habe, also wie es aussehen soll und wie die ersten Schritte sind, wie ich welche Effekte gut hinbekommen kann, mit welchen Materialien usw.

Dann erinnerte ich mich allerdings an die letzten, nicht so tollen Werke und war direkt gehemmt und mutlos und ließ es lieber bleiben, bevor ich noch so eine Enttäuschung produziere.

Wirklich lange habe ich nichts wirkliches gezeichnet, außer in meinem Kopf, da aber täglich und viel! Bringt aber nichts, die Hände müssen üben, üben, üben.

Dann setzte ich mich mal zu Nele runter, in meine kleine Yogaecke, in der eine kleine hmm, Matratze mag ich nicht sagen, etwas dickere Decke liegt und zufällig stehen dort auch meine Kunstbücher. Ich schnappte mir eins von Danny Gregory und las weiter. Er hat so einige Bücher, wobei ich noch das lese, worin er seinen Einstieg erzählte. Durch den Unfall seiner Frau, durch das Drama in seinem Leben und die Hilflosigkeit fand er zum Zeichnen. 

Er hat Glück, oder ist ein kleines Genie, oder hat einfach viel Talent, jedenfalls konnte er es direkt wirklich gut und ich liebe seine Zeichnungen, die zwar oft etwas krakelig sind, immer aber das Wesentliche einfangen, die Seele der Dinge und so viel Spaß machen beim Anschauen!

Jedenfalls las ich ein paar Seiten, schaute länger seine Zeichnungen an, versuchte mal wieder zu begreifen, was er wie macht und dann hatte ich mich erinnert, dass er jeden Donnerstag um 18 Uhr (unsere Zeit) einen Live-Stream bei YouTube hat, wo er Bilder mitbringt und man gemeinsam zeichnet. 

Draw with me nennt er es und ich habe es mir direkt als Wecker gestellt. Beim ersten Mal war ich gerade bei Ikea (hey, es gibt wieder Entenkeule, Rotkohl und Knödel, mit wässriger Bratensoße!) und verpasste es, aber letzte Woche machte ich das erste Mal mit!

Ich hatte davor schon wieder hier und da ein wenig begonnen und mal ein Portrait gezeichnet, wobei ich nicht zufrieden war und mich ärgerte, dass ich wieder schlechter geworden bin, durch die fehlende Übung. 

Und ich setzte mich mit mini kleinen Erwartungen hin und dachte, das wird eh nicht so doll, was solls!

Dann begann sogar ein Live Chat. Ich habe so etwas noch nie gemacht und wurde sogar persönlich begrüßt! Das ist schön! Wenn man wirklich von jemandem ein Fan ist und er einen namentlich begrüßt und man für ein paar Sekunden ganz nah ist. Das hat mich ehrlich gesagt geflasht.

Pünktlich ging es los und ich war so aufgeregt! 

Sein Startbild hätte es schon verraten können, es ging um Vögel. Er brachte 9 Bilder von verschiedenen Vögeln mit und jeder legte los und zeichnete. 

Ein irres Tempo! Wobei man nicht viel nachdenken kann, wenn man sich beeilen muss, was auch gut ist.


Zwar hatte ich nach einer Stunde in etwa lediglich die grobe Zeichnung, fast ohne Farbe, aber dafür hatte ich dann jeden Tag etwas, um weiterzumachen und in Übung zu bleiben. Nebenher machte ich diese Woche auch die Weihnachtskarten für alle fertig!!! Sind toll geworden, finde ich :)

Ich sah mir also mehrere Tage hintereinander meine Zeichnungen der Vögel an und dachte mir: "Wow, also dafür, dass Du noch nie wirklich versucht hast, einen Vogel zu zeichnen, sind die doch prima geworden!"

Und dann kamen im gleichen Maße auch die Selbstzweifel: "Ich finde sie prima, aber das heißt ja nicht, dass andere das auch finden... Vielleicht sind sie total doof und hässlich und ich sehe es nur nicht und bin zu unrecht begeistert!"

ABER! Dann, nach und nach, fragte ich mich, warum es mich interessiert, wie andere meine Bilder empfinden?

Wenn ich sie schön finde, dann ist das doch genug? Warum muss sie jeder schön finden? Zumal Geschmäcker verschieden sind und nie alle etwas gut finden. 

Also nahm ich mir vor, dass es mich interessieren sollte, wie ich sie finde. Alle anderen, denen sie auch gefallen, das ist ein Bonus und mehr nicht.

Wenn ich sie mag, dann ist das großartig! Dann kann ich mich freuen und mache meine Freude, meinen Erfolg, nicht von anderen abhängig.

So versuche ich nun immer dranzugehen und siehe da, ich bin deutlich zufriedener und traue mir mehr zu. 

Ich bin schon gespannt, was es kommenden Donnerstag gibt und was ich bis dahin noch machen werde, jetzt wo die Vögel fertig sind :)

Trau Dich einfach und selbst wenn es Dir einfach nur Freude und Spaß bringt, dann ist das genug, dann ist es schon unbezahlbar!