Mittwoch, 9. August 2017

Alleinerziehend, Jobsuche und chronisch krank

So mal unter uns, als das Leben verteilt wurde, stand ich scheinbar in der ersten Reihe und brüllte: "Ich will bitte das komplizierteste!!!" oder so ähnlich...

Alleinerziehend sein ist nicht so schwer, dachte ich mir immer, denn in einer normalen Familie geht mindestens der Vater arbeiten und wenn der eh den ganzen Tag bei der Arbeit ist, ist ja jede normale Frau schon fast alleinerziehend hm?

Irgendwann fiel mir dann auf, da war ich noch nicht getrennt, das nicht jeder Mann morgens um 7 oder so aus dem Haus geht und nicht vor 22 Uhr wieder zurück kommt, sondern durchaus auch früher mal zurück ist und zu Abendbrot mit am Tisch sitzt.

Noch ein Denkfehler waren Wochenenden und Ferien, sowie Feiertage, auch dann sind Väter meist Zuhause je nach Beruf. Problem war eher das einfach mein Mann was gaaaaaaanz besonderes war/ist, denn es machte kaum einen Unterschied ob er da war oder nicht, bis auf das das Dreckpensum der Wohnung stieg oder fiel.

War er bei der Arbeit, saß er eben nicht auf der Couch mit Kopfhörer auf den Ohren und dem Laptop auf dem Schoß, denn wirklich im Haushalt half er nicht wirklich viel, im Gegenteil, wenn er abwesend war, gab es weniger zu tun, was er bis heute abstreitet.

Als ich ihn dann raus warf wurde vieles leichter, manches schwerer. Er verdiente nun einmal das Geld und hatte uns ernährt, jedenfalls als er noch gesund war, wie er sagen würde. Ich sage lieber, als er seinen Arsch noch hoch bekam. An dieser und anderen Stellen möchte ich nicht ins Detail gehen was er hat, nur so viel: Ja es gibt psychische Krankheiten wie zb Depressionen, Burn-out und ähnliches, aber ja es gibt noch viele mehr und nur weil man meint man habe etwas davon, bedeutet das noch lange nicht, das man sich darauf ausruhen kann, zumal wenn einem kein Arzt die Krankheit bestätigt hat. Also böse Zungen könnten ihn mit einem Menschen vergleichen der meint er kann nicht mehr gehen, deshalb im Rollstuhl sitzt, am Besten einen E-Rolli, dabei ist er schlicht nur zu faul zum Gehen.
Nochmal, ja es gibt leider diese Krankheiten, es liegt nicht an meinem glauben bzw nicht glauben daran!

So jedenfalls verdiente er ursprünglich mal das Geld, bzw kümmerte sich irgendwie bis kurz vor Schluss darum und das fiel dann ja weg, blopp. Ich bin also zum Arbeitsamt und dort erklärte ich, was ich körperlich in etwa habe und was ich nicht darf, denn eine meiner größten Ängste war es, dass ich etwas machen muss was meinen Bauch weiter kaputt macht.

Durch die OP's darf ich zb nicht mehr als 5kg heben, selbst joggen darf ich eigentlich nicht, also zählte ich es grob auf und wurde erst einmal in eine Maßnahme gesteckt, in der körperlich und geistig kranke Menschen unter anderem von Ärzten getestet werden was sie können, dann wird am Ende von 6 Wochen ausgefüllt was geht und was nicht geht.

In der ersten der 6 Wochen hat man Gespräche mit Ärzten, man bringt auch seine Arztbriefe mit die gecheckt werden, man kann auch mal Fragen stellen, man bekommt zu üblichen Themen Informationen wie zb Bandscheibenvorfall, wie entsteht er, wie behandelt man ihn und so weiter, oder wodurch entsteht Stress, wie vermeidet man ihn, wie rutscht man nicht ins Burn-out, aber auch die Bewerbungsunterlagen werden mal durchgeschaut und überarbeitet. Ja man macht sogar einen Intelligenztest!

Jedenfalls nach der ersten Woche werden einem Grundlagen vom PC, Internet und Co erklärt und lauter andere Dinge. Bereits in der ersten Woche langweilte ich mich, ich war unterfordert und begann den anderen am PC zu helfen, sagte meiner zugewiesenen Therapeutin (jeder bekam eine) das es mich langweilt und sie wollte mir Extraaufgaben heraus suchen. Hm ich bekam statt dessen im Büro einen Praktikumsplatz für die nächsten 5 Wochen und war ganz zufrieden, noch immer unterfordert, aber zufrieden. Leider bekam ich die Stelle nicht, Kommentar vom Chef: "Sie sind unterfordert, es würde Sie nicht auf Dauer glücklich machen, Sie müssen etwas finden das Sie mehr beansprucht, machen Sie weiter Schule, holen Sie mehr aus sich heraus."

Ganz ehrlich? Eigentlich hat er so gesehen Recht, aber ich war dort glücklich und wäre gerne noch etwas geblieben um dann, wenn ich keinen Spaß mehr habe, weiter zu schauen.

Gebracht hatte es mir dennoch was, denn ich habe nun schriftlich was ich beruflich machen darf, welche Gegebenheiten mein Job braucht, welche er nicht haben darf und so weiter, das ist viel wert, denn selbst ich berücksichtigte nicht alles. Zb Berufe wo es dauerhaft warm ist, sind für mich nicht geeignet, ich könnte nicht genug trinken, bzw müsste dann wieder mehr auf die Toilette und würde eh nicht genug Flüssigkeit aufnehmen.

In der Zwischenzeit kam noch ein Reizdarm hinzu, eine chronische Magenschleimhautentzündung die mal aktiv ist, mal nicht, aber auf Stress reagiert und das ich weniger bis kein Eisen aufnehme.

So und jetzt?

Ich will arbeiten, ich bin keiner dieser Menschen die gerne Daheim herum sitzen, Däumchen drehen und nichts tun, wobei ich das ohnehin nie tue. Klar stricke, häkle, nähe oder sticke ich immer irgendwas, lese und halte mein Hirn so gut es geht fit, derzeit lese ich zb meine liebste Romanreihe in englisch, weil sie nicht komplett übersetzt wurde, ich aber gerne alle lesen würde.

So mit 17 wurde ich Mama, gewollt und glücklich, nicht missverstehen bitte, aber eine Ausbildung machte ich nie. Ich wollte von klein auf immer Mama sein, wollte immer viiiiiiiiieeeeeeeeeele Kinder, gaaaaaaaaaanz viiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeele Kinder, aber gut als ich dann erfahren habe das ich diesen blöden Gen-Defekt habe und ihn zu 50% vererbe, nahm ich Abstand von viiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeelen Kindern. Beruflich habe ich mich immer viel extrem vieles interessiert.

Bei der Maßnahme machte man unter anderem einen Test, für welche Themen man sich interessiert und für welche man sich auch eignet. Problem war, bei mir kam quasi fast alles raus, es grenzte lediglich technische Berufe aus, für die ich mich wirklich nicht eigne oder interessiere, nur brachte es mich einfach nicht weiter.

Tja und etwas mehr als ein Jahr später, mit etwas vielen Krankheitsphasen bin ich so gesehen keinen Schritt weiter im Grunde.

Meine Scheidung läuft schleppend, wobei mich das gerade wenig interessiert, denn geschieden oder nicht ist nicht sooo der riesen Unterschied und da ich es nicht beeinflussen kann, ist es ok wie es ist. Ausbaufähig, aber ok.

Gesundheitlich geht es mir gerade nicht soo toll, habe wieder im Bauch alles entzündet, gereizt, genervt und müsste mehr auf meine Ernährung achten, aber diese Disziplin hmm. Dafür halte ich nach wie vor mein Gewicht! Habe also weiterhin in etwa 14kg minus und mein persönliches Idealgewicht von 64kg bei 164 Körpergröße und mache weiterhin Sport!

In der Liebe ist auch alles gut, ich bin glücklich mit ihm, nun ein Jahr und möchte ihn nicht mehr missen, er ist ein Stück von mir geworden, trotz einiger Widrigkeiten.

Ich habe sehr großes Glück mit meinen Damen, sie sind einfach spitze, perfekt, kleine Zaubermäuse, wobei klein nicht wörtlich ist, denn die eine überholt mich cm mäßig gerade!
Sie sind so lieb, geben sich riesige Mühe, sind einfach fantastische Menschen, liebenswert, fürsorglich, empathisch und immer füreinander da. Sie sind offen und herzlich, fleißig und ganz ehrlich, ich frage mich täglich womit ich sie verdient habe und wie sie so toll werden konnten, ich bin wirklich sehr sehr froh sie zu haben. Sie sind eine tägliche Bereicherung.

Tja beruflich hm das ist so ein Ding. Einerseits würde ich gerne von Zuhause aus arbeiten, andererseits bin ich auch sehr gerne unter Menschen. Zuhause kann ich aber auch krank sein, gerade eine bauchtechnisch miese Phase haben und arbeiten, andererseits, welche Jobs kann man denn von Zuhause aus machen?

Ich bekam nun erklärt das ich zu 15 Stunden Beratung über Berufe gehen kann, da bekommt man 15 Stunden mit einem Menschen (nicht am Stück, aufgeteilt!) mit dem man erarbeiten kann, was man arbeiten möchte. Klingt gut oder? Ich glaube das mache ich :)

Naja und ich spiele doch noch mit dem Gedanken das alleinige Sorgerecht zu beantragen, jetzt wo mein gerade noch so Mann sich nicht mehr meldet, selbst bei seinen Kindern nicht ans Handy geht oder bei Whats App antwortet und das zum xten mal, die xte Woche. Er schadet ihnen nur noch, sieht aber nur sein "Leid" was keines ist und holt sich nicht einmal Hilfe. Ich denke das es an der Zeit ist, einfach mal den Kindern zu zeigen, er ist nun raus aus der Geschichte, er hat den Weg selber gewählt und muss nun mit den Konsequenzen klar kommen.

Immer höre ich von den Müttern, die den Umgang zum Vater erschweren oder sogar verbieten, aber wer redet/schreibt denn bitte mal über die Väter, die sich nicht kümmern, ihre Kinder hängen lassen und kein Interesse zeigen?
Aufregen bringt da aber auch wenig, es ist wie es ist, es ist/war seine Entscheidung, ok dann gehen wir den weiteren Weg ohne ihn, ich denke für ihn ist es ein größerer Verlust als für uns und bis vor wenigen Wochen rannte ich ihm noch hinterher, zwang ihn Zeit mit seinen Kindern zu verbringen, aber in Wahrheit saß er dann auch hier wieder nur am PC und die Kinder blieben größtenteils in ihrem Zimmer.

Traurig, aber das Leben geht ohne ihn weiter, vielleicht sogar einfacher und besser :)