Dienstag, 28. Oktober 2025

Kürbis Kumpel Adoption

 Es ist Halloween-Saison!!!


Ich liebe das ja :)

Setz Dich hin, mach es Dir bequem, nimm vier tiefe Atemzüge und gönn Dir einen Pumpkin Spiced Latte! Lieblingsgetränk für das ganze Jahr, wenn Du mich fragen würdest.

Es klingeln zwar kaum Kinder bei uns (Bleibt mehr Süßkram für die Leseratte und mich! Scherz, das wird zu Sankt Martin wieder verwurstet, weil hier dann viel los ist) und dennoch mache ich mir immer etwas Mühe mit der Deko und Verkleidung und dieses Jahr sogar eine richtige Adoptionsstelle!

Ich liebe es ja, Kürbisse zu zeichnen, auch wenn ich es nach wie vor nicht so gut kann. Diese blöde Form, die eigentlich einfach sein sollte, treibt mich zur Weißglut, aber dennoch, ich liebe es! Also male ich immer ein paar Karten für liebe Menschen und Nachbarn und dieses Jahr kam ich auf die Idee, ich könnte ja lauter kleine Kürbisse für Kinder malen, die klingeln.

Also habe ich 30 Mini-Kürbisse gemalt und ausgeschnitten, auf die Rückseite ihre Namen geschrieben, die ich von ChatGPT erfinden ließ und dann laminierte ich sie und schnitt sie nochmal aus.


Schnell ein Schild für vor die Türe gekritzelt und fertig!

Es werden sicher keine 30 Kinder klingeln, also Kürbis-Kumpel übrig bleiben und was mit denen passiert, weiß ich noch nicht. Vielleicht verstecke ich sie in Büchern, die in den Bücherschrank wandern, oder setze sie an belebten Orten aus. Sehr viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass ich sie einfach beherberge, bis es wieder Kürbis-Kumpel-Zeit ist und sie dann vielleicht ein neues Zuhause finden.

Hier leben sehr viele Ökos, die freuen sich total, wenn es mal eine Mandarine, Kartoffel oder Spitzkohl gibt, anstelle von Süßigkeiten…

Bei meinen Kindern nahm ich das nie so ernst, weil ich davon überzeugt bin, dass sie eher viele Süßigkeiten essen, wenn es rationiert wird. Bei mir gab es eher eine: „Musst Du schon selber wissen, ob Dir das gut tut…“ Erziehung, die schnellen Erfolg bewies. 

Ich hatte die Diskussionen satt, warum sie nur 1-2 Kugeln Eis im Sommer bekommen und nicht 3-4! Also durften sie sich aussuchen, wie viele sie wollten und hinterher gab es Schüttelfrost, Übelkeit und allgemeines Unwohlsein und nie wieder ein Gespräch über die Anzahl der Eiskugeln. 

Ebenso beim All-you-can-eat-Bufffet. Warum soll ich diskutieren, wie viel sie erst essen müssen, bevor sie was Süßes dürfen? Oder wie viel Süßes sie dürfen? Der Magen regelt es hinterher wunderbar und ja, eines meiner Kinder musste sich zuhause fürchterlich erbrechen, musste hinterher aber auch nie wieder ermahnt werden, dass es vielleicht keine gute Idee ist, wenn man so viel Süßkram futtert.

Eigenverantwortung finde ich ein wichtiges Thema!

Ich kann meinen Kindern immer wieder vorkauen, warum es etwas nicht machen soll, was für Folgen es haben wird usw., oder (wenn es nicht gefährlich ist) einfach mal machen lassen und selber spüren lassen, damit es daraus lernt. 

Es prägt sich ja auch viel besser ein, wenn man es am eigenen Leib erfährt.

Meine Kinder durften sich etwa ab dem dritten Lebensjahr die Kleidung selber aussuchen. Es gab spannende Kombinationen! Fand ich immer wieder schön, denn schnell hatten sie ein Gespür für Mode und trugen stolz ihre Eigenkreationen. Mir ersparte es morgendlichen Stress, ihnen Frust und das Gefühl, dass sie nicht selber bestimmen dürfen. Win-win Situation! Zwar wurde ich im Kindergarten mal darauf angesprochen, aber auch dort erklärte ich es und da sie nicht zu warm oder kalt angezogen waren (sie mussten vorher einen Balkon-Check machen, ob sie frieren oder schwitzen, oder es anderweitig unangenehm ist), ging es in Ordnung. 

Sie aßen ihren Süßkram nicht in Übermaß und haben gelernt es selber zu regulieren. Auch heute noch sind sie schlank und haben kein Problem, normale Portionen zu essen, egal von was. Dieser große Reiz von: „Oh, ich brauche nun unbedingt Süßigkeiten und kann nicht aufhören damit!“ ging an ihnen vorbei. 

Sie haben kleidertechnisch ihren eigenen Stil, sind vollkommen im Reinen damit und fühlen sich wohl.

Von klein auf habe ich sie wie vollkommene Menschen behandelt und das hat sehr gut funktioniert. Ich habe ihnen immer wieder alles erklärt, warum sie etwas machen sollen / warum sie etwas nicht machen sollen und ging da nach meinem eigenen Bedürfnis, dass ich verstehen möchte, warum ich etwas machen soll. Kinder haben das gleiche Recht auf Verständnis. Wenn ich als erwachsene Person verstehen möchte, um mich an Regeln oder Rat zu halten, dann wollen Kinder das umso mehr. Ich verstehe es und handle so.

Ebenso ging ich wirklich oft auf Ausflügen in der Kindergartenzeit mit und sprach mit ihnen, wie ich selber angesprochen werden möchte. Als Beispiel sagte ich: „Kannst Du bitte ein wenig von der Straße weg, mehr auf den Bürgersteig gehen?“ Die Kindergärtnerinnen machten sich etwas darüber lustig, dass ich immer Bitte und Danke sagte und andere Eltern fragten mich, wie ich es schaffe, dass meine Kinder so höflich sind und immer Bitte und Danke sagen und genau das ist es. Vorleben von dem Verhalten, was man gerne haben möchte. Die Arroganz von Eltern, die meinen: „Das sind doch nur Kinder…“ finde ich furchtbar. Wir wollten uns als Kinder ernstgenommen fühlen, ebenso wie als Erwachsener und ich finde, dass jeder ein Recht darauf hat.

Heute ist das ja eher umgekehrt. Kinder dürfen alles, mit der Begründung, dass es ja nur Kinder sind. Immer wieder werden Sachen beschädigt, aber hinterher heißt es, dass es ja nur Kinder sind. Wir reden hier von teilweise richtig viel Geld! Ein Auto parkte neben einem Kindergarten und wurde demoliert von den Kindern, indem sie was über den Zaun warfen. Urteil vor Gericht war, dass es ja nur Kinder sind und man damit rechnen muss, wenn man dort parkt.

Im Moment werden in Köln Wasserballons durch offene Fenster geworfen. Jemand beschwerte sich, dass der Boden und die Wände nass waren und nur durch Glück, nicht die teuren Elektrogeräte erwischt wurden. Kommentare waren unter anderem, dass es nur Kinder sind, die machen halt so Scherze und wenn man soooo teure Elektrogeräte hat, soll man sich ein Büro mieten oder das Fenster geschlossen halten.

Kinder sind in der heutigen Zeit sehr auf sich alleine gestellt, in Situationen, die vollkommen unangebracht sind. Karneval werden sie in die vorderste Reihe gestellt und es ist keiner bei, der aufpasst, dass sie von den Rädern der Wagen Abstand halten. Es interessiert die Eltern nicht mehr. Das habe ich von meinem eigenen Kind erfahren, das als Wagenengel mitlief und von anderen Kölnern. Wenn man es offen anspricht, bekommt man viele gruselige Geschichten zu hören. 

Die Balance zwischen Eigenverantwortung und Behütung ist gar nicht so schwierig, finde ich und da hat sicherlich jeder sein eigenes Bild von, aber wenn es um das Thema Sicherheit geht und dass der eigene Freiraum endet, wo der von anderen beginnt, da sollte es doch schon ein Mindestmaß geben. 

Egal, ich möchte kein Moralapostel sein und ich mache mir um die anstehende Jugend Sorgen, so wie es wohl alle Generationen vor uns auch schon gemacht haben. Ändern kann ich ohnehin nichts. Ich habe meinen Beitrag geleistet, indem ich versucht habe, meine eigenen Kinder zu guten und stabilen Menschen heranzuziehen, so dass sie ein schönes Leben haben können und gut zurechtkommen.

Als Halloween Süßigkeiten gibt es bei uns nicht nur Süßkram und Kürbis-Kumpels, sondern auch Tee und Obst, denn so kann jeder selber entscheiden und wenn man Unverträglichkeiten hat, kann man die umgehen. Es soll ja keiner ausgeschlossen werden.


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