Montag, 16. Juni 2014

Wie kalt die Welt im Sommer doch sein kann

In so mancher Facebookgruppe wird hier und da mal geschrieben, dass der Schienenverkehr gerade dort und da still steht, wegen einem Personenschaden, auf Deutsch, weil jemand auf den Gleisen verunglückt ist.

Wenn man dann die Diskussionen verfolgt, kann man nur traurig werden!

Erst einmal schreiben die meisten, wie schlimm/böse/rücksichtslos/bescheuert und ähnliches der Mann (ja irgendwie wird es immer gleich ein Mann) doch war, der natürlich extra und mutwillig sich vor den armen/bedauernswerten/zkünftig depressiven/fürs Leben geschädigten Zugführer warf!

Wirft man dann ein, das es vielleicht ja nicht einmal ein Selbtmörder war, sondern vielleicht Kinder auf dem Bahnsteig rangelten und eines herunter fiel, oder jemand ohnmächtig wurde und aufs Gleis fiel, oder sonst etwas tragisches passiert ist, dann wird beteuert, wenn das so war, tut es einem Leid, aber ansonsten garnicht, im Gegenteil!

Wenn man schreibt, dass ein Selbstmörder große Seelenqualen leidet, nicht mehr rational denken kann und keinen anderen Ausweg mehr wußte, aber das doch alles schon schlimm genug sein muss für ihn, wird nur beteuert, er hätte vorher doch an den Zugführer und die Leute, die seine Teile einsammeln müssen, denken sollen.

Spätestens an dieser Stelle frage ich mich, wie abgestumpft manche Leute sind!

Es ist egal das ein Mensch schrecklich leiden musste und keinen anderen Ausweg kannte!
Es ist egal ob er eine Familie, Kinder, andere geliebte Menschen zurück läßt! Es ist egal, hauptsache es geht dem Lokführer und der Feuerwehr gut?

Also missversteht mich bitte nicht, mir tut es für den Lokführer leid, ehrlich! Aber sind wir mal ehrlich, er kann eine Therapie danach machen, aber der Selbstmörder (wenn es einer war!) bekommt sein Leben nicht zurück, seine Angehörigen ihren geliebten Menschen ebenso wenig.

Ich bat schonmal um mehr Mitgefühl, die Antwort ist in etwa immer die selbe, Mitgefühl gibt es nur für den Lokführer und die Leichenteileeinsammler, dabei wiederspricht sich das!!!

Mit-ge-fühl!

Ich fühle mit!

Das bedeutet doch, ich versetze mich in die Gefühle eines anderen! Da sollte man doch nicht erst einmal abwägen, bei wem man mitfühlt!

Wenn ich lese das sich ein Selbstmörder auf die Gleise warf, dann stelle ich mir vor wie schlecht es einem Menschen gehen muss, um diesen Schritt zu wagen, denn er denkt sich doch vorher nicht: "Oh ich mag nun einen Lokführer schockieren und das Leben schwer machen!" Vielleicht hat er sich auch garnichts dabei gedacht, nichts geplant, sondern sprang spontan, vielleicht hat er einfach nur bedacht wo er zu 100% danach tod ist, nicht einfach schwer verletzt und es schnell geht?

Aber so oder so, man bringt sich nur um, wenn man keinen anderen Ausweg mehr sieht und es einem nicht mehr schlimmer gehen kann und dann hat man kein Mitgefühl verdient?

Ich denke mir sogar das es Menschen gibt, die an Selbstmord denken, weil sie von nirgendwo Mitgefühl bekommen haben!

Schlimm das so etwas nicht mehr selbstverständlich ist, eine arme, traurige Welt ist das und ich habe den Eindruck, es wird nur immer schlimmer...

1 Kommentar:

  1. Ich kann dir nur recht geben... die Welt ist wirklich kalt geworden..., und die Menschen (nicht alle) herzlos und süchtig nach sich selbst. Das "gezeigte" Mitgefühl ist meist nicht ehrlich, leider!!!

    LG Andrea

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