Samstag, 22. Februar 2020

Achtsamkeit, Meditation und Makel



Schon länger befasse ich mich mit dem Buddhismus, Yoga und Meditation.

Ich bin totaaaaal hibbelig, obwohl meine Schwester früher immer sagte, ich sei einer der ruhigsten Menschen die sie kenne und meine geliebte Leseratte sagte kürzlich bei einem Film auch: "Die ist so ruhig wie Du.",  dabei saß ich zu dem Zeitpunkt da und dachte selber: "Wow, ist die ruhig! So wäre ich auch gerne!"

Lustig, wie unterschiedlich die Wahrnehmung ist :)

Die Bücher von Ajahn Brahm finde ich durchweg alle perfekt! Begonnen hatte ich mit "Die Kuh, die weinte", welches für Buddhismus-Interessierte, aber auch wirklich für alle anderen eine Bereicherung ist, denn die Geschichten darin sind so einfühlsam, heilend und beruhigend. Sie zeigen andere Sichtweisen, schönere und annehmbare, um sich besser zu fühlen.

Alleine das Bild von der Mauer, an der ein Mönch viele Stunden arbeitete, um dann festzustellen, dass ein Mauerstein nicht gerade sitzt, sondern ein wenig schief und er deshalb die gesamte Mauer einreißen möchte, ihm aber die Sichtweise gezeigt wird, nicht diesen einzelnen Stein betrachten zu sollen, sondern den Rest der Mauer, der Rest, der einfach perfekt ist und so viele Stunden in Anspruch genommen hat, als das dieser eine Stein keine Rolle spielen sollte.

Dieses Bild habe ich ganz oft im Alltag im Kopf.

Immer, wenn man sich mit etwas Mühe gab und eine Kleinigkeit nicht perfekt war, denke ich mir nun, es ist egal, denn der Rest zählt und diese Kleinigkeit, die es eben nicht perfekt erscheinen lässt, zeigt meine Menschlichkeit und zeigt dem Perfektionismus den Mittelfinger, denn sind wir mal ehrlich, muss alles perfekt sein?

Bei den anderen Strickerinnen kommt es oft vor, dass sie viele Runden später feststellen: "Oh nein, da ist ein kleiner Fehler!" Ihr Blick bleibt nur noch an dieser einen kleinen Masche hängen und das große Ganze schrumpft um diesen Fehler herum zusammen!

Dann stellen sie sich und anderen die Frage, ob sie alles bis zum Fehler (viele Stunden Arbeit) auftrennen sollen, oder was sie machen sollen?

Ich sage immer: "Lasst den Fehler drin, denn es ist Handarbeit und zeigt, dass es keine Maschine gemacht hat, sondern ein Mensch mit Hingabe und Liebe, mit Zeit und Mühe!" Es ist für mich eher ein Trophäe, der Beweis, dass man es selber gemacht hat und es nicht für billiges Geld gekauft wurde.

Auch in anderen Bereichen konnte ich seine Gedankenumwandlungen einfließen lassen und so kaufte ich noch andere Bücher von ihm und bin nach wie vor begeistert!

Kürzlich erwarb ich von ihm "Öffne die Türe zu Deinem Herzen, die kleine Schule der liebevollen Achtsamkeit." Vorab, ich habe es noch nicht fertig gelesen, da es Methoden beinhaltet, die Zeit brauchen, um sich im Hirn festzusetzen.

Unter anderem hat er ein, für mich, großes Problem der Meditation gelöst!




Ich bin ein totaler Hibbel! Ich bewege mich dauernd, kann schlecht ruhig sitzen und meine Gedanken rasen schlimmer, als jeder Autobahnfahrer ohne Geschwindigkeitsbegrenzung! Umso schwieriger finde ich also Ruhe!
Es gibt Zeiten, da bin ich wirklich ruhig, ruhe in mir selber. Das fühlt sich dann an, als läge meine Seele in einem super bequemen Lümmelsessel, schaut sich alles an, strahlt vor sich hin und interessiert sich wenig für das, was drum herum passiert und im entscheidenden Moment sagt sie was, aber was sie dann sagt, ist wichtig, ruhig, bedacht und ausgewogen.

Ja, diese Momente sind sehr rar geworden, denn man muss sich um den Zustand bemühen! Es ist viel einfacher durchs Leben zu rennen, als zu rasten, zu ruhen und zu entspannen, dabei ist es gar nicht schwer und kostet nicht sooo viel Zeit, lediglich die Mühe, dass es einem bewusst wird, ist anstrengend.

Er beschreibt in dem Buch also, wie man seinen Geist dazu zwingt zu meditieren und das kann nicht funktionieren!

Ich habe viele Bücher über Meditation, auch Hörbücher, Anleitungen, Kurse, alles!

Nichts brachte mir was, weil ich immer scheiterte!

Zähle Deine Atemzüge, sage Dir immer atme ein eins, atme aus usw. Ich kam bis 6 oder manchmal 7, da drifteten meine Gedanken schon dauernd ab zu allem anderen! "Ich muss noch...nein, ich meditiere, denk nicht dran!" einatmen 3, "aber vergiss ja nicht, neeein!!! Meditieren!" ausatmen 4 "ach Mist, zwei mal war ich bereits woanders, ich muss bei 1 beginnen!"

Ewig, ewig, ewig ging es so und ich kam mir auch so blöd vor, weil es nicht funktionierte!

Man hat dann keine Lust mehr darauf und beim Gedanken daran bereits das Scheitern im Kopf.
So kann es nicht funktionieren. Unmöglich!

Zufällig ist mir mal bewusst geworden, als ich einem Bus saß, nichts auf den Ohren hatte, nichts las, nicht strickte, einfach nur da saß und heraus schaute, wie gut das tut und dachte mir schon: "So sollte Meditation sein, einfach gut tun." und als ich dann das Buch las, wurde mir bewusst, da tat ich es!

Ajahn Brahm beschrieb nämlich, wie man seinen Geist versucht zu zwingen ruhig zu werden, in einer kleinen Anekdote, die total einleuchtete!

Großer Fehler, wenn da schon Zwang bei ist, kann man sich ja nicht entspannen. Wenn man versucht etwas zwanghaft zu denken, woher soll dann die Gelassenheit kommen?

Also das Gegenteil machen!

Total einfach, wenn man es sich nur mal vor Augen führt und man kann es überall machen, jederzeit!

Dieses blödsinnige: Suche Dir eine bequeme Sitzposition, stelle Dein Handy aus, nimm Dir xx Minuten Zeit, stell Dir vielleicht einen Wecker, dann achte auf Deine Atmung und zähle mit, schau wie weit Du kommst, oder sage Dir "ich atme ein / ich atme aus" in Gedanken vor.

Also auf Deutsch: Mach das und das, zwing Dich dazu, dann meditierst Du.


Als ich dann las, dass dieser Zwang quasi die Meditation verhindert, löste sich ein gordischer Knoten in meinem Kopf!

Sich irgendwann, wenn man es braucht oder einfach so, besinnen und einfach mal die Gedanken Gedanken sein lassen, einfach nicht nachdenken, sondern nur bemerken: "Oh, das denke ich... gut, aber ich muss nicht nachdenken darüber. Das ist ok, ich höre lieber auf die Ruhe in mir, ich muss das nicht beachten. Hmm da kommt der nächste Gedanke? Der kann auch weiter ziehen, damit befasse ich mich später, wenn es wichtig wird, aber jetzt gerade nicht. Noch einer? Ehrnsthaft? Na ok, wenn mein Kopf meint, ich müsse auch noch daran denken, dann wird er nun lernen, dass ich gerade Pause mache, also schwirr ruhig weiter, denn jetzt habe ich keine Zeit dafür, jetzt genieße ich lieber meine Ruhe." und so sitze ich dann da, grinse vor mich hin, bin stolz auf mich, weil die Gedanken da sind und ich so locker bin, als dass ich sie nicht zwanghaft abwehren muss und mich zwanghaft auf meinen Atem konzentrieren muss, sondern sie einfach vorbei ziehen lasse, wie Wolken , oder heiße Luft, oder Dampf, oder Vögel, oder Seifenblasen, ja Seifenblasen sind ein schönes Bild. Wie Seifenblasen betrachten, aber nicht fühlen, nur ansehen und nichts bei denken. SO meditiert man. Einfach akzeptieren, dass die Gedanken halt da sind. Egal. Egal ob sie da sind oder nicht, weil es keine Rolle spielt, weil man sich selber aussucht, womit man sich gerade im Kopf befassen möchte. Abwehren geht nicht, dann kommen sie stärker und lauter zurück, also fließen lassen, wie ein Fluss, den hält man ja auch nicht auf, sondern betrachtet ihn beim Fließen, staunt vielleicht über die Geschwindigkeit, oder was er so mit sich bringt und vorbei rauschen lässt, aber mehr eben nicht.

Und wenn man das so macht, entspannt und ruhig, merkt man, dass einem eigentlich nichts anhaben kann.

Was passiert, passiert eben. Die meisten Dinge kann man eh nicht beeinflussen, lediglich wie wir damit umgehen. Also schaue ich es an und denke mir zum Beispiel: "Ach je, nun könnte ich mich echt ärgern, aber warum? Bringt nichts, außer dass es meine Lebenszeit beeinflusst, meine Stimmung versaut und wenn die versaut ist, ist der Ärger zusätzlich nach wie vor da!" aber man kann es eben lernen, durch praktizieren, nicht durch üben, nein, praktizieren, dass man auch den Ärger an einem vorbei fließen lässt. Ich schaue es mir an, frage mich, ob ich Energie reinstecken möchte oder nicht und entscheide mich dann.

Gerne rege ich mich über Kleinigkeiten bei mir fremden Personen mal auf, die ich dann in meinem Kopf richtig schlecht dastehen lassen kann, weil ich sie quasi eh nicht kenne, es sie nicht spüren lassen kann, weil ich sie nicht kenne und nicht mit ihnen kommuniziere, sondern es nur in meinem Kopf ist und ebenso kann ich dann darauf schauen und mich über mich selber amüsieren, weil ich mich bei mir fremden Menschen aufregen kann. Das ist eine andere Form von Ärger, die mir nicht nahe geht und nüchtern betrachtet (wann ich es nüchtern betrachte bleibt auch mir überlassen) furchtbar wurscht ist!

Nehmen wir als derzeit populäres Beispiel der Wendler!

Jedem kann der Wendler furchtbar egal sein, außer seinen Angehörigen und Freunden, aber die Tatsache ist doch, halb Deutschland lästert über den Wendler ab und beschimpft ihn, belächelt ihn, verspottet ihn. Problematisch dabei finde ich zwar, dass es so öffentlich passiert, als dass er es leider mitbekommt und da tut er mir aufrichtig leid, denn das hat keiner verdient, aber wenn es lediglich im Kopf passiert, dann ist es doch egal. Man trifft den Wendler nicht, er kann keine Gedanken lesen, wie einer von Milliarden Menschen über ihn denkt, ist ihm sicherlich auch egal.
So habe ich hier und da eine Person im Kopf, die ich nicht wirklich kenne und mich furchtbar aufrege, so lange ich mag und bis es mir besser geht :)

Andere leben das auf Autobahnen aus, indem sie andere Fahrer beleidigen, die vielleicht einen Fehler machten, der ihnen selber bereits passiert ist, aber dennoch, der andere Fahrer ist ein gutes Opfer.

Oder wenn jemand etwas Müll auf der Straße fallen gelassen hat, kann man sich ja herrlich aufregen, oder es selber eben aufheben und wegschmeißen, wenn es einen stört.

Fahrradfahrer sind auch gerne benutzte Opfer bei Autofahrern und umgekehrt. Bei manchen ist es der Chef, bei anderen der Nachbar.

Jeder hat so seine Arschlöcher im Kopf, die er gerne beleidigt.

Problematisch ist, wenn es Personen sind, die man kennt, mit denen man umgeht! Die können es dann zu spüren bekommen!

Also lasse ich auf die Menschen um mich herum so viel Mitgefühl fallen wie ich nur kann, habe Verständnis und suche Gründe, warum jemand so handelte/reagierte, die sein Verhalten entschuldigen.

Groll und Ärger hat man dennoch in sich und wohin damit?

Dafür nehme ich lieber Leute die ich nicht wirklich kenne, mit denen ich keinerlei Umgang habe und mache es lediglich in meinem Kopf, bzw sage zb meiner geliebten Leseratte warum ich den und den gerade unmöglich finde.

Er versteht dann nicht, warum ich mich über eine mir fremde Person so aufrege, warum ich Energie darauf verschwende, dabei kompensiere ich anderen Ärger damit, an einer Stelle, die keiner mitbekommt, keiner zu spüren bekommt und dadurch ganz harmlos ist :)
Dadurch habe ich die Möglichkeit, den Groll an und aus zu schalten und die betreffende wirkliche Person mit Mitgefühl zu begegnen, denn sind wir mal ehrlich, die rüpelhaftesten Leute sind meist die, die Mitgefühl am Dringendsten gebrauchen können und nötig haben. Man ist nicht grob, wenn man mit sich selber und seiner Umwelt zufrieden ist, im Gegenteil, dann wäre man bemüht, dass es anderen gut geht. Also kompensiere ich, durch mir fremde "Opfer", in meinem Kopf und lasse höchstens eine mir sehr nahe stehende Person teilhaben, wenn überhaupt!

Ach ich bin ganz vom Thema abgekommen!

Meditation, Gedankenseifenblasen vorbei schweben lassen, nicht Gefühle dafür verwenden, einfach betrachten und nicht darauf eingehen, nicht weg schupsen, nur einfach nicht beachten, lediglich registrieren: "Aha, da kommt ein Gedanke, könnte mich ja interessieren, muss es jetzt aber nicht, denn jetzt tanke ich lieber Ruhe" und nicht "Scheiße, nun war ich schon bei 5 Atemzüge und dann kommt mir die Einkaufsliste in die Quere!!!"

Wenn man nicht darauf achten muss, was man vermeiden soll, kommt die Entspannung von alleine. Die gezählten Atemzüge funktionieren leider nicht, ebenso wenig wie der rosa Elefant. Wenn man jemandem sagt, er solle an einen rosanen Elefanten denken, tut man es natürlich, aber wie lange? Quasi wenn man noch daran denkt, schreien andere Gedanken auf einen ein und man "unterhält" sich im Kopf damit.

Muss man nicht, kann man betrachten und weiter schweben lassen. Nicht alles erfordert unsere Beachtung, nicht jederzeit jedenfalls.

Einfach mal den Gedanken nicht zuhören. Einfach mal nur registrieren, sich ja ja denken, weiter machen :)

Das funktioniert, jedenfalls bei mir.

Bei anderen Menschen sagen wir ja auch oft genug "Ja ja..." und denkt sich dabei "red weiter, ich höre Dir eh nicht zu..." und genau das kann man eben auch mit seinen Gedanken machen. "Ja ja, ich höre Dir nicht zu, ich genieße meine Ruhe, egal wie sehr Du mich mit Gedanken bombardierst und egal wie laut sie schreien..."


Schöne, regenbogenfarbene Seifenblasen :)




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